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DS9: Fight Club – Folge 24 – „Anarchie und Milchkulturen“

Die Wettervorhersage warnt: „In der Nacht kommt es durch ein Bluthochdruckgebiet stellenweise zu heftigem Platzregen…“

Auf dem Hauptbildschirm erschien die leicht genervt wirkende Fratze eines Mannes, der eine komisch anmutende Mütze trug. Auf ihr war ein Symbol zu erkennen. – Es mag verrückt klingen, aber irgendwie ähnelte es einem rosafarbenen „T“.

„Na toll! Was sind Sie denn für eine Hohlbirne? Sie Arsch?“

Vollkommen überrascht von dieser Reaktion auf seinen tollkühnen Angriff antwortete Cpt. Cont R´ Gan leicht verstört.

„Äääh ich bin ein Pirat, ja…um genauer zu sein DER Pirat. Derjenige, der Sie und ihren ganzen verlumpten Planeten wegsprengen wird, wenn Sie uns nicht augenblicklich all Ihre Schätze überge…“

Doch sofort wurde der sich gerade wieder gefaßte Captain unterbrochen.

„Hören Sie mal gut zu, Sie Depp. Das einzige, was Sie weggesprengt haben, war unser neuer Kommunikationssatellit, den wir gerade erst hochgeschossen haben. Unsere Anwälte werden sich mit Ihnen in Verbindung setzen. Ich hoffe Sie haben ´ne gute Haftpflichtversicherung.“

Noch bevor Captain Cont R´ Gan antworten konnte, hatte der fremde Mann auch schon wieder abgeschaltet.

„He, seid Ihr sicher, daß das auch der Präsident war? Der klang so komisch… Na egal, wenn man also meinen Forderungen nicht nachkommen will, dann muß ich halt zu härteren Mitteln greifen. Kanoniere! Feuer freigegeben!“

In diesem Moment flog die tonnenschwere Schleuse zur Hops, begleitet von einem lauten Knall, in den Raum und begrub den überraschten As Pir In unter sich.

Mit einem Mal platzte ein gigantischer Pulk von mehreren Dutzend Majoranern in den Raum, vorneweg Fleischkopf-Müller, der seine Arme seitlich ausgefahren und mit jeweils einem Piratenbein und einem Holzsäbel bestückt hatte…

Wie eine lebendige Schranke wurde er von den einströmenden Massen in den Raum geschoben, und unter dem radiergummiartigen Quietschen seiner verwegenen Piratenschuhe konnte man vernehmen:

„Haltet ein, meine treue Mannschaft! Klar ist es, daß es euch gelüstet, den Feind kielzuholen, jedoch bedenket immer: WENN ES EINE ZÜNFTIGE SCHLÄGEREI GIBT, HABT IHR MICH VORZULASSEN, ARSCHLÖCHER!!“

Die tosende Staubwolke dahinter, die die wahre Menge an aufgebrachten Majoranern erfolgreich verschleierte, schien langsam auf Cont R`Gan und seine Mannen zuzurollen, bevor sie mit einem „Flupp“ nach dem anderen in ihr verschwanden…

Eine ganze Zeit war nur wildes Kampfesgeschrei zu hören, denn Übersicht über die Geschehnisse war gerade aus und kam auch nicht wieder herein… Ab und an sprudelte Udo wie ein Springbrunnen über der dicken, undurchsichtigen Staubwolke… Zahlreiche Zähne, Augenklappen, Holzbeine, Mundsprays, Käppis und Requisiten taten es dem Hechselbalk gleich und übersäten nach kurzer Zeit den gesamten Boden…

Mondamin Fleischkopf-Müller alias der Rote Korsar war voll in seinem Element, das heißt er konnte zertrümmern, zerschlagen, vernichten und brandschatzen. – Irgendetwas daran schien ihm merkwürdig vertraut und doch weit weg zu sein. Es war ihm egal. Bisher hatte Cpt. Cont R´Gan seinen meuternden Möbelmatrosen ausweichen können… Doch jetzt erblickte er mitten im Getümmel seinen Widersacher, der gerade damit beschäftigt war, einen majoranischen Piraten mit einem majoranischen Meuterer zu verdreschen. Der Pirat schrie um Gnade, während der Meuterer halbtot einen Schwall an Worten des Dankes dieser heiligen Läuterung ausstieß.

Cont R´Gan näherte sich Cpt. Fleischkopf-Müller von hinten und als er direkt hinter dem massigen Körper stand, zimmerte Conti Mondamin einen Schlagstock über den Schädel.

Fleischkopf-Müller blieb abrupt stehen und ließ seine beiden Opfer los. Der Pirat sank Blut und Organe spuckend auf den Boden, während der Meuterer durch die staubige Luft davonschwebte und irgendetwas von der letzten Reise zu den Proleten faselte. Mondamin sah sich mit anderen Augen um. Dann warf er sie weg und öffnete seine eigenen.

„WAS IST DAS DENN HIER FÜR EINE SAUEREI! WOFÜR HABEN WIR DENN DIE GANZEN BESCHEUERTEN HALBTAGSPUTZEN VON MAJOR ANGESTELLT?! AB JETZT AN KOMMEN MIR KEINE FAULEN AUSLÄNDER MEHR IN DIE PUTZKOLONNE! IN NULLKOMMANIX IST HIER ALLES SAUBER, KLARRRR?!!“

Stille überfiel die Szenerie, als alle Augenpaare (die noch geöffnet waren oder einem wahrnehmbaren Geist gehörten) auf ihn gerichtet wurden. Cont R´Gan schlich auf Zehenspitzen leise und lautlos rückwärts in Richtung Ausgang…

Die Wirkung von Mondamins Ruf hielt nicht lange an: Die Hälfte der automatisch stramm aufgesprungenen Majoraner stürzte bereits Sekunden später wieder klatschend auf den Boden, die Kollaborateure genauso wie die „Geheiligten“…

Es war nun eine unheimliche Stille eingetreten, die einzig und allein durch den Insektenschwarm neben Mondamins Kopf gestört wurde… Wild mit den Händen an seinen Schultern herumzupfend, rief der Captain:

„VERDAMMT!! WAS IST JETZT?? RÄUMT IHR JETZT AUF, ODER SOLL ICH EUCH BEINE MACHEN?? Bestimmt kein Problem! Ich hatte in „Werken“ früher immer `ne Eins!“ – Kein Wunder bei einem Schüler, der von Zuhause stets einen 1-Meter-„Lötkolben“ mitbrachte…

Das imaginäre Summen am Ohr des Captains wich nun einem penetranten Schlurfen und gluckern… Es war Udo, dem es bei all den roten Pfützen schwer fiel, seine ursprüngliche und flüssigkeitstechnisch reine Form wieder anzunehmen. – Doch nun stand er wieder in alter Frische vor dem Captain, dem die rötliche Färbung im Angesicht seines (ihm eh meist unbekannten) Gegenübers kaum auffiel.

„Captain, es sieht so aus, als ob wir siegreich gewesen sind! – Die restlichen Majoraner, die zu Cont R` Gan übergelaufen waren, werden sie sicher ohne Probleme „bekehren“ können und… MOMENT? WO IST DIESER SCHMIERIGE PIRAT AUF EINMAL HIN??“ Flex hackte auf der einzigen noch funktionierenden Konsole herum und verkündete die Antwort: „Meinen Sensoren nach hat er sich in ein Thunfischbrötchen verwandelt und ist 3 Galaxien weiter auf einer Sonne gelandet. Aber wer traut schon den Konsolen, seitdem unser Captain die Tastatur-Zwischenräume mit Lebensmitteln und Kaffee ausfüllt?“

Udo winkte müde ab:

„Immerhin haben wir so die 200-tägige Belagerung der Barblasianer ohne größere Hungersnöte überstanden! Und mit Cont `R Gan werden wir schon fertig, sollte er noch einmal auftauchen!“

Dr. Bleibhier, der seit einigen Sekunden erfolglos versucht hatte, bei besonders unauffällig daliegenden Majoranern den Puls zu messen (es war wirtschaftlicher, erst den Tod festzustellen und dies 10 Minuten später auch bei denen zu tun, die sich eben noch gemuckt hatten. Denn Verbandszeug war auf DiÄßNein wertvoller als in Blei gepresstes Lateinum), war anderer Meinung:

„Wir sollten lieber eine würdevolle Beerdigung organisieren, Captain! Gira und Ltd. Ramsch liegen immer noch auf meiner Krankenstation herum, und langsam können die von mir aufgehängten Heringe und Schuheinlagen den Geruch nicht mehr übertünchen… Außerdem haben sie mal gesagt: „Wir sollten solange warten, bis es sich lohnt…“ Wenn ich die Todesfälle der letzten Wochen durchgehe, so sind es insgesamt (Der Doktor holt ein Pad und liest daraus vor) 162 Majoraner, 113 Menschen, 3 Ferengie, 11 Morg, 26…“

„ACH, VON MIR AUS…“

murrte Mondamin mit einer wegwerfenden Handbewegung… Denn Beerdigungen führte er nur sehr ungern durch, da er das Gefühl hatte, nie die richtigen Worte zu finden…

Damals, als er bei der Beisetzung seiner Frau den widerspenstigen Deckel des Sarges mit seinem Schläger (und zahlreichen Flüchen) zu verschließen versuchte und er danach gefragt hatte, was es denn da zu flennen gäbe, hatte er viele seiner Lieblingsopfer das letzte Mal gesehen…

„Aber wie werden wir die ganzen Leichen los?“

fragte sich Mondamin, während er einige aufdringliche Majoraner aus dem Weg räumte, nur um Dr. Bleibhiers Statusbericht noch ein paar „Arbeitsunfälle“ hinzuzufügen…

Doch schon kaperte die rettende Idee seine neuralen Treibnetze, die aus der trüben Brühe seines Geistes dankbar alles herausfischten, was nicht niet- und nagelfest war. – Oder was man nicht niet- und nagelfest MACHEN könnte…

„Bleibhier, können wir alle Leichen(teile) nicht in unser billigstes Fun about packen, einen Kurs auf den blauen Klecks da programmieren, und das Ding verdunsten lassen?“

„Aber natürlich, das ist es! Dann brauche ich auch nicht mehr mein gesamten Dukaten für Duftbäumchen in der Krankenstation ausgeben, und könnte endlich wieder im Kwork’s Frauen angraben! Jetzt wo der im Köderationsgefängnis schmorrt, lässt mich sein Bruder sicherlich auch mal anfassen… Er hat so schöne, große Ohren… – Ähem: Die Berechnungen für den Shuttleabsturz lauten…“

3 Sekunden später hatte Bleibhier’s Superhirn auch schon die Koordinaten ausgespuckt, und nach ca. 2 Stunden war das Fun About startklar, der Kurs und die Segel gesetzt…

Dummerweise hatte niemand da mit gerechnet, dass Bleibhier (durch diverse Mondaminische „Aufmerksamkeiten“, die meist seinem Kopf zugedacht waren) sich auch mal irren könne, und so nahm das Schicksal seinen perversen Dauerlauf…

Hiervon erfuhr der Captain aber erst ca. 3 Stunden später, bei einem Besuch von Admiral Boss auf der Station, die eifrige Majoraner mittlerweile in „The Bounty“ umbenannt hatten… Niemand gelang es, dem Captain dauerhaft begreiflich zu machen, warum seine Station den Namen einer Küchenrolle trug. Aber lauschen wir nun den Worten Admiral Ross‘:

„Mondamin, es sieht schlimm aus! Auf der Erde herrschen seit Kurzem bürgerkriegsähnliche Zustände! Irgendein noch unbekannter Feind hat unbestätigten Meldungen zufolge ca. 300 mehr oder weniger erhalten Leichen über Italien abgeworfen… Der Name des Transporters ist aufgrund der starken Verbrennungen, verursacht durch die Atmosphäre, leider nicht mehr nachzuvollziehen! Auch kann die Identität der ebenfalls „angebrannten“ Leichen nicht mehr festgestellt werden. Die dadurch verursachten blutigen Unruhen zwischen Mafia und dem Staat haben sich mittlerweile auf die ganze Welt ausgebreitet! Das Feuer der Revolution verbreitet sich immer weiter! Recht und Ordnung werden mit Füssen getreten! Als patriotischer Bürger ist es also ihre Pflicht, das drohende Zusammenbrechen der Ködera…“

Ein kurzer Schlag mit Mondamins 2293er Eichenholz-schläger (den er extra für besondere Gelegenheiten aufbewahrt hatte) brachte den Admiral endgültig zum schweigen… Da er nun nichts mehr von ihm hörte, ging Fleischkopf-Müller davon aus, sich das Problem bereits vom Hals geschafft zu haben…

Doch langsam griff die Anarchie auch auf DiÄß…die Bounty über… Was angesichts der regulär vorhandenen und von höchster Stelle verordneten Anarchie überhaupt nicht auffiel.

„Was mache ich nur? Was mache ich nur? Was mache ich nur?“ betete der Captain förmlich herunter, als Flex zu ihm auf´s Promenadendeck kam.

„Oh Mondamin, verzage nicht, wir werden eine Lösung finden, wie immer. Wahre Freunde können alle Widrigkeiten des Lebens beseitigen, was?“

„Häh? Wozu denn Hilfe? Ich werde ja wohl noch irgendwo auf dieser verdammten Station einen Teelöffel finden, damit ich diesen blöden Joghurt essen kann. Seit der Übernahme von DieÄßNein dieser bescheuerten Piraten kann ich keinen einzigen Löffel mehr finden, verdammich noch mal.“ fluchte Mondamin.

Erst jetzt konnte Flex den kleinen Fruchtpimpf sehen, der in den Pranken des Captains verborgen war.

„Oh, äh, ich dachte es gäbe da ein weitaus größeres Problem. Ich meine mit der Erde und…“

„Maul halten! Wen interessiert denn dieses alte Scheißhaus von Kugel?! Geht mir total am Arsch vorbei, der Dreck!“

Er schlug verärgert die Faust auf den kleinen, runden Bistrotisch, der unter dem Aufprall Risse zog. Noch während der Inhalt des Joghurtbechers über die Hand des Captains lief, überlegte Flex, was sie tun konnte, um Fleischkopf-Müller doch noch zur Handlung zu bewegen. Da ertönte eine ätherische Stimme aus der Kantine.

„HÖRE ABGEFUCKTER! HIER SPRECHEN DIE PROLETHEN ZU DIR. DU BIST WEIT FORT VON UNS, DOCH WIR BRAUCHEN DICH NOCH, MAJOR-KA BRAUCHT DICH.“

„Und die Erde braucht ihn auch!“ rief Flex rasch und fügte der Liste an Bedürftigen auch noch dieses Detail hinzu.

„OK, DIE ERDE BRAUCHT DICH. UND WAS MACHST DU?!“

„Versuchen diesen verfickten Joghurt zu essen und meine Ruhe vor euch und der blöden Galaxis zu haben!“ antwortete Mondamin mit rotem Kopf.

„HÖRE ZU, ABGEFUCKTER! WIR WÜRDEN DIE ERDE RETTEN UND WIR ERFÜLLEN DIR EINEN WUNSCH, WENN DU ZUM STURMLOCH ZURÜCKKEHRST! WIR WÜRDEN SOGAR JEMANDEN ZUM LEBEN ERWECKEN, DER DIR GENOMMEN WURDE UND DIR VIEL BEDEUTET HAT! NA, IST DAS NICHTS? ALSO WÄHLE WER!“

Flex schossen sofort Bilder von alten Bekannten und geliebten Freunden durch den Kopf. Gira, Schief O´Schleim, Mr. Torf, Mondamin´s Frau, sein Sohn Fake, Kwork im Köderationsknast, unzählige andere. – Sie wollte gerade einen kleinen Hinweis geben, als Cpt. Fleischkopf-Müller ausrief: „RAMSCH! Ramsch, Sie Arschkriecher! Kommen Sie auf der Stelle her! Ich brauche eine Liste aller verstorbener Crewmitglieder der letzten Jahre, die wußten, wo auf der Station geheime Löffelvorräte aufbewahrt werden!“

„WER?!“ fragte die äterische Stimme schwerhörig.

„Na Ramsch, der Neue! Der immer nicht da ist, wenn man ihn braucht, der Lutscher.“ knurrte Mondamin gefährlich.

„ACH SO, DER NEUE, DER RAMSCH! ALLES KLAR, DER WUNSCH SEI GEWÄHRT! DIE ERDE IST JETZT AUCH WIEDER IN ORDNUNG, DU KANNST ALSO ZURÜCKKEHREN! TSCHÜSS, BIS SPÄTER DANN!“

Damit verklang die Stimme aus dem Off. Und in der selben Sekunde gab es ein heftiges Krachen und Scheppern hinter ihnen… Mondamin, der während des Gesprächs mit den Sturmlochwesen gelangweilt mit den Fingern in seinem Joghurt gerührt hatte, blickte bedächtig hoch und fuhr sich mit einer Hand über sein nicht vorhandenes Haar…

Ein langer, rosafarbener Joghurtstrich war die Folge…

Flex hatte sich bereits umgedreht und langsam wendete sich auch der massige Körper des Captains…

„Verflixt, Ramsch! Da sind sie ja! – He, wieso ist mein Kopf so naß?? Habe ich ihnen nicht gesagt, sie sollen das Dach vor dem nächsten Regen reparieren?“

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Artikel

von Hoffmann am 01.01.02 in Fight Club

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