Film- und Serienkritiken

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DS9: Fight Club – Folge 26 – „Alles Gute keift von oben“

Was Polizei und Staatsanwalt mit „Gründung einer kriminellen Vereinigung“ umschreiben würden, ist nicht mehr als ein Familientreffen des Fleischkopf-Clans…

Einen Tag später: Die Party war bereits im vollen Gange…

Während Cpt. Fleischkopf-Müller sich im Habitatring ein Rennen auf Leben und Tod mit seiner ehemaligen Gang lieferte, hatten sich alle Bewohner dieser Sektionen unter die illustren Partygäste gemischt. Da ein Teil zu Mondamin´s direkter Verwandschaft zählte, hieß das klar übersetzt: Das Chaos herrschte uneingeschränkt.

Hatte man zu Beginn die Gäste noch freundlich begrüßt und unter dem Familienbanner (ein Baseballschläger und ein Kricketschläger die überkreuzt übereinander lagen) auf dem Promenadendeck empfangen und Getränke und Knabbersachen gereicht, war jetzt der Ausnahmezustand ausgebrochen. Da die Chips- und Exportbiervorräte keine 5 Minuten überstanden hatten, war ein Großteil der Gäste kurzerhand auf die Suche nach Nachschub gegangen und andere Gäste und Bewohner der Station in Panik geraten.

Während ausgelassen hinter jeder Wandverkleidung gesucht und jeder Kabelstrang durchtrennt wurde (das auch nur, weil man so schwer dahintersehen konnte), fielen hier und da schon mal wahlweise die Beleuchtung, die Schwerkraftgeneratoren, die Lebenserhaltung oder die Verriegelungsmechanik für die Außenschleusen aus. War ein Bereich überprüft (/geplündert, verwüstet, zerstört) ging’s dann gleich feuchtfröhlich-hysterisch zum nächsten weiter…

Zahllose Freunde, Verwandte, Bekannte und Schmarotzer, die niemand eingeladen hatte, waren bei diesen Ausuferungen schon verlorengegangen. Einige waren das Wagnis eingegangen, das Riesenrad, welches ja noch wegen des Oktoberfestes an der Station angeschraubt worden war, zu bemannen. – Doch schon nach der ersten halben Umdrehung wurde das Rad knarrend, knackend und splitternd mit der Hülle abgerissen und trieb nun (in einem malerischen Sonnenaufgang am Horizont des Erdballs) der Atmosphäre entgegen.

Wieder andere vergnügten sich im Transporterraum und hatten einen Heidenspaß damit, „Verstecken“ zu spielen. Dabei wurde der Transporter sehr oft versehentlich aktiviert, so daß einige Partygäste nie mehr aufgefunden wurden. Nur hier und da ragte mal ein Arm, Bein oder Kopf aus der Wand oder trieb eine Gestalt lautlos an den Außenfenstern vorbei.

Untermalt wurde die ganze Szenerie von der Beisteuerung sehr eigenwilliger Soundschöpfungen der von Fleischkopf-Müller bestellten Band. Udo und Flex suchten verzweifelt eine Möglichkeit die Situation wieder unter Kontrolle zu bringen, während Dr. Bleibhier einige Gäste wiederbelebte, die so tief in die Flasche geschaut hatten, daß sie ihnen im Auge steckengeblieben war…

Einige der Besucher hatten sich, magentechnisch von Alkohol und Drogen überfordert, erbrechend über die Reling des Aussichtsdeckes gehängt, sehr zum Unbehagen der darunter liegenden, GV praktizierenden Minderheit…

Flex, Udo und Bleibhier standen so fassungslos in dem Durcheinander, daß sie es nur noch wagten, aus dem Aussichtsfenster zu schauen… Die vorbeitreibenden Schnapsleichen rangen ihnen bereits nicht mehr als ein müdes „Guck, mal, da kommt jetzt ein ganz Dicker!“ ab…

Hinter ihnen waren derweil zwei schunkelnde Kuhfladianer damit beschäftigt, dem noch immer bewußtlosen Ramsch alkoholartige Getränke einzuflößen und, Dankbarkeit erwartend, vor sich hinzugrinsen…

Gerade lief ein hysterisch lachende, nackte Majoranerfrau vorbei, die von einem nicht minder kreischenden nackten Majoraner verfolgt wurde… Dieses faszinierende Paarungsritual wurde jedoch durch einen gezielten Bierflaschenwurf des Verfolgenden zu einem schnellen Ende gebracht und der Erfüllung seiner geheimsten Phantasien stand nun nichts mehr im Wege…

Das Chaos schien sich gerade einem neuem Höhepunkt zu nähern, als ein immer stärker werdendes Vibrieren die Aufmerksamkeit auf sich zog… Udo blickte erstaunt auf.

„Sind jetzt die Trägheitsdämpfer kaputt, oder was?“

Das Vibrieren wurde stärker und die ersten Bierflaschen ruckelten bereits bedenklich in Richtung der Tischenden…

Plötzlich kam Bewegung in die Massen der Feiernden… Udo, Flex und Bleibhier konnten es nicht sehen, aber irgendetwas bewegte sich das Promenadendeck entlang… Die erste Bierflasche zerschellte am Boden und die Vibrationen verstärkten sich langsam, aber sicher zu einem dumpfen Grollen, dann zu einem Donnern…

Die ersten panischen Schreie kamen nun auf und hinter einer uneinsehbaren Biegung quollen plötzlich Besuchermassen hervor, dass ein zerstörtes Ameisennest neidisch geworden wäre…

Das Donnern war nun zu einem ohrenbetäubenden Dröhnen angewachsen…

„VATIII!!“

Die einzige Person, die in die entgegengesetzte Richtung rannte, war der nun plötzlich aufgetauchte Captain…

Eine völlig knochige Gestalt, deren Aussehen irgendwo zwischen Rex Gildo und Maggie Thatcher lag, konnte von einigen der umherliegenden, zugerauchten Majoranern noch wahrgenommen werden, bevor diese auch schon von seinem gigantischen, röhrenden Hovercraft-Rollstuhl überrollt wurden.

Die in den Rollstuhl integrierte Spezialanfertigung, ein vollautomatischer Basketballschläger in XXL-Ausführung war ein weiterer Beweggrund für die Majoraner, hektisch Platz zu machen, was natürlich nach diversen Alkoholischen Genüssen problematisch war!

Das alte Wesen krächzte:

„Ihr jungen Dinger! Keinen Respekt mehr vor den alten! Ja…damals in San Francisco hätte euch mein Onkel Jimmy „Die Zunge“ LaFajette durch die Straßen gehetzt, damals war…“

Opa Fleischkopf wurde abrupt von einem seltsamen Gebrüll unterbrochen…

„VAAATTTEEEERRRR! Wo bist Du?

Leider konnte er seinen Sohn aufgrund größtenteils fehlender Ohren (eine alte Rechnung, die er bei seinem Jumbolala-Dealer begleichen musste…) nicht hören, was weiteren Majoranern das – glücklicherweise wertlose – Leben kostete!

Mondamin, soeben mit dem Halten der Führung im Motorradrennen beschäftigt, sah noch aus dem Augenwinkel, wie die wichtigste Person seines Lebens (neben seinem Schläger „Moppel“) sich wütend, aber erfolglos einen Weg durch die Majoraner-Herde bahnte…

Und nun war auch ein Plan in seinem Kopf gereift, der ihn zu seinem Vater bringen würde…

„Udo! Bewegen sie ihr ihre Körperflüssigkeiten sofort zum Pomadendeck, und verwandeln sie sich dort in… kirilgianisches Kaugummi!“

Der Befehl des Captains ging beinahe in dem röhrenden Aufheulen des Hoovercraft-Rollstuhles unter… Fleischkopf-Senior hatte einen Gang höher geschaltet und brauste in Schlangenlinien durch die versammelte Panikergemeinde… Die schwarzen Rußwolken, die hinter ihm wie fette Maden am Boden der Station entlangkrochen, markierten dabei eindrucksvoll die Irrfahrt des alten Mannes, der sich nur noch im Kreis bewegte…

„Verfluchte Ficke noch mal! Die Lenkung klemmt wohl, wie?“

Da der Hoovercraft-Rollstuhl auch über einen Anti-Schwerkraft-Generator verfügte und sich automatisch an allen ebenen Flächen, mit denen er in Berührung kam, entlangschlängelte, sauste der Fleischkopf-Senior nun um 90 Grad gekippt an der Stationswand herum.

Der Hydraulisch zu bedienende Schläger schlackerte dabei wild an seiner Halterungsvorrichtung umher und dezimierte diejenigen, die zu nah an der Wand gestanden hatten, drastisch…

„Verfluchter Fuckmist!“

Opa Müller prügelte nun, während er seine Zahnruinen fletschte, mit seinem Krückstock auf die widerspenstige Steuerkonsole vor sich ein, die darauf jedoch nur mit weiteren Kursabweichungen reagierte…

Mit einem satten SWUSCH hatte sich er Hoover-Stuhl gedreht und war senkrecht nach oben geschossen… – Wie ein Skater in einer Half-Pipe, rotierte der Stuhl am oberen Ende, um dann wieder herunterzukommen, quer über das Deck zu Röhren und das Schauspiel an den Aussichtsfenstern zu wiederholen…

Dieses Mal war der Schwung nur größer und Papa Fleischkopf sauste daher nun an der Decke herum, an der auf die versammelten Hektiker einschrie:

„Arschmaden! Affenschwänze! Hinterwäldler! Stinkärsche! Einem alten Mann noch nicht einmal ein Bierchen und `nen scharfes Frauchen anbieten!! Miesmuscheln! Scheißefresser! Kloputzer! – Majoraner!!“

Ein paar Sekunden röhrte der Alte noch mit einem Affenzahn an der Decke herum und ließ Beschimpfungen, schwarze Rauchschwaden, grüne Speicheltropfen und Tuberkuloseauswurf auf die Anwesenden niedergehen…

Doch plötzlich ließ ihn ein heftiger Ruck in seinen Sicherheitsgurt prallen. Die Keule an der rechte Armstütze hatte jedoch noch genügend Schwung gehabt, um zahlreiche kräftige Umdrehungen zu vollführen, die lauter summten, als der nun absterbende Motor…

Udo war als Kaugummipfütze die Wand entlanggekrochen und hatte dem Alten an der Decke Einhalt geboten… Da hing er nun also, auf ein mucksmäuschenstilles Pomadendeck herabblickend…

„VATI! ACH, WIE GEIL, DAß DU MAL HEREINSCHAUST!“

Mondamin legte den Kopf in den Nacken und freute sich sichtlich, seinen Erzeuger zu sehen… Strahlend blickte er sich zu Flex und den anderen um und kramte einen zerborstenes, schmieriges Plastik-Etwas aus seiner engen Hose…

„Wenn Vati keine Löffel hat, hat sie keiner…“

„Sohn bist Du das?!“

keifte der Alte runter und versuchte angestrengt die vagen Umrisse des vermeintlichen Pottwals zu identifizieren, die ihm seine trübe gewordenen Augen zeigten.

„JAHAAAA! PAPAAA ICH BIN ES! HAST DU EINEN LÖFFEL?!“

antwortete Fleischkopf-Müller beherzt.

„Häh? Was soll das denn jetzt für ne Frage sein. Willst wohl `nen alten Mann verscheißern, was? Wer sind Sie überhaupt?!“

zeterte der Greis.

„Aber Vati, ich bin es doch, Dein Mondamin! – Dein…“

Fleischkopf-Müller sah sich leicht eingeschüchtert um.

„… Knuddel-Muddel-Hasenkind!“

Das war der erste Moment, den die Crewmitglieder erleben durften, wo ihr Captain mal nicht wegen eines cholerischen Anfalls rot anlief.

„Ach, also doch. Dacht ich´s mir doch, der Geruch war eigentlich auch unverkennbar.“

kommentierte der Alte.

„Hol mich hier auf der Stelle runter, Du Riesenaffe. Alles muß man Dir sagen, das hast Du garantiert von Deiner Mutter. Die hat auch nie pariert, die alte Gesichtskatastrophe. Gut, daß die tot ist…“

Udo´s momentane Gestalt fing an Blasen zu schlagen, die mit einem lustigen Ploppen explodierten, so langsam zog sich sein Kaugummikörper in die Länge. Er wimmerte undeutlich:

„Siiiiir, iiiich kaaaaann niiiiicht meeeehr laaaaangeeee. Aaaaaaaaarrrrrrrgh!“

Ein Aufstöhnen ging durch die Menge. Das lag allerdings mehr an dem Instant-Kater durch matschianischen Schädelspalter, als an der Tatsache, daß sich an der Decke ein Drama abspielte, bei dem es um das Leben eines alten, hilflosen und zudem noch herummosernden Rentners ging…

Langsam zog sich die Kaugummi-Udomasse in die Länge und der Hooverrollstuhl schaukelte frei in der Luft in ca. 15 Metern Höhe hin und her, während Opa Fleischkopf-Müller wild mit seinen Armen herumgestikulierte und somit die Schwingungen noch erhöhte…

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Artikel

von Hoffmann am 01.01.02 in Fight Club

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